Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Düsseldorf
Kevin und Malik
Wir, Kevin und Malik, haben uns diesen Ort für das Praktikum heute am Boys'Day ausgesucht. Wir kannten uns vorher nicht; das Erste, was wir heute Morgen herausgefunden haben, war, dass wir beide auf das Humboldt Gymnasium in Düsseldorf gehen, in zwei 7. Parallelklassen.
Wieso haben wir uns eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge für das Praktikum ausgesucht?
Ich, Kevin, bin ein leidenschaftlicher Musiker und versuche oft mit Musik etwas zu bewegen; ich habe zwei Benefizkonzerte für Flüchtlingskinder gegeben, damit einige dieser Kinder von den Spenden Musikunterricht erhalten können, ein weiteres soll noch in diesem Jahr folgen. Dadurch habe ich mehrere Flüchtlingskinder kennen gelernt, denen ich hin und wieder ein bisschen beim Klavierüben oder sonst irgendwie helfe; ich habe mich gefragt, wie es wohl für diese Kinder war, als sie in Deutschland angekommen sind; das wollte ich in dieser kommunalen Erstaufnahme herausfinden.
Den Praktikumsplatz für mich, Malik, gab es eigentlich nicht. Es waren nur zwei Praktikumsplätze dort eingerichtet, für Kevin und einen anderen Jungen, der heute aber nicht mit uns gemeinsam unterwegs war.
Wenn ich erwachsen bin, möchte ich auf jeden Fall Menschen helfen, und deshalb hat es mich besonders interessiert, wie es den Flüchtlingen geht, wenn sie in Deutschland ankommen und wie man ihnen hier hilft. Meine Mutter hat dann einige E-Mails mit der Person geschrieben, die für die Praktikumsstelle am Boys'Day zuständig war, und es wurde ein (mein) 3. Praktikumsplatz eingerichtet.
Unsere Vorstellung von einer Erstaufnahmeeinrichtung, bevor wir dort ankamen:
Ein Asylantenheim, klein, ein bisschen schmutzig, voll, ... Aber es war nicht so...
Zwei Damen haben uns an dem Vormittag die Einrichtung gezeigt und Vieles erklärt, was man wissen muss, wenn man dort arbeitet oder untergebracht ist.
Unseren Kenntnissen nach kamen bisher ungefähr 10.000 Flüchtlinge hierhin, die hier versorgt wurden.
Eine der Damen sprach drei Sprachen, unter anderem Russisch; diese Sprache wurde heute einmal gebraucht. Das Übersetzen ist eine ganz wichtige Sache bei der Erstaufnahme. Es gibt sechs Personen, die das hier machen, darunter auch drei Flüchtlinge, die hier "im Rahmen einer gemeinnützigen Tätigkeit" – so nennt man das – hier eingesetzt sind und dabei helfen, dass die neu ankommenden Flüchtlinge und die Sachbearbeiter sich verständigen können.
Es gibt verschiedene Bereiche, in denen die Personen arbeiten:
• Unterbringung
• Übersetzung
• medizinische Versorgung
• Information über das Leben in Düsseldorf
Uns wurden Fotos von den Heimen gezeigt, in die die Flüchtlinge kommen; manche wurden schon abgerissen. Manche sahen aus wie Riesen-Zelte, manche wie Container, manche auch wie Jugendherbergen. In den Heimen kommt es oft zu Streitigkeiten, Auseinandersetzungen und Polizeieinsätzen, manchmal zweimal am Tag, weil sich die Flüchtlinge in einer besonderen Situation befinden und auf engem Raum zusammenleben.
Zwei Familien – eine Mutter mit zwei Kindern und eine Mutter mit drei Kindern – kamen während unseres Praktikums in der Erstaufnahmeeinrichtung an. Die Sozialarbeiterin hat uns der Mutter mit zwei Kindern auf Englisch vorgestellt. Die Flüchtlingsfamilie war sehr freundlich. Wir durften der Familie Einiges über Essenszeiten, Mahlzeiten, Waschräume und den Arzt erklären. Sie hatte auch einen eigenen Dolmetscher mitgebracht. Die Mutter hatte ein Handy, eine Handtasche und einen Koffer dabei. Man kann sich denken, wie wenig in den Koffer eines Flüchtlings passt. Sie können ja fast nichts mitnehmen.
Wir haben überlegt, was wir in einem einzigen Koffer mitnehmen würden. Vielleicht Anziehsachen, haltbares Essen, einen Glücksbringer, den Pass aus dem Herkunftsland, ein Handy, Geld und Fotos von der Familie. Aber wir hätten gerne gewusst, ob das alles wirklich in dem Koffer war. Interessant war für uns, dass wir von der Frau Passfotos machen durften. Das hat Spaß gemacht.
Die Frau und die Familie wurden in den dritten Stock gebracht; dort befinden sich der Wohnbereich der Flüchtlinge, in dem sie für kurze Zeit leben und der Bürobereich mit verschiedenen Abteilungen des Amtes für soziale Sicherung und Integration. Beide Abteilungen sind durch ein Gitter getrennt. Man muss bedenken, dass es auch um die Sicherheit der Flüchtlinge geht – für uns war es trotzdem ein komisches Gefühl, die Gitterstäbe zu sehen. Es gibt dahinter weitere Räumlichkeiten, die wir aber nicht sehen konnten: die Wohnräume, ein Arztzimmer und ein Raum des Deutschen Roten Kreuzes.
Im Außenbereich des Erstaufnahmelagers haben wir Schönes und Trauriges zugleich gesehen
An einem Drahtzaun waren viele bunte Stoffbänder befestigt, auf die die Flüchtlinge ihre Wünsche oder Gefühle schreiben können, wenn sie an diesem Ort ankommen. Darauf standen traurige Gefühle, wie z.B. "Ich vermisse dich Mama". Aber auch "Danke Deutschland". Das hat uns gezeigt, dass die Flüchtlinge traurig sind, weil sie ihre Familie vermissen und trotzdem glücklich sind, hier angekommen zu sein.
Am Ende haben wir eine Liste von Wohnungsanbietern mitbekommen, als Hilfe für die Flüchtlinge bei der Wohnungssuche. Ich (Kevin) kenne eine sehr nette Flüchtlingsfamilie, der meine Familie oft hilft, aber eine Wohnung konnten wir noch nicht für sie finden. Das ist ganz schwer.
Es war ein interessanter Tag für uns. Die beiden Damen, die uns alles gezeigt haben, waren sehr nett zu uns – und zu den Flüchtlingen. In den zweimal 15 Min Pause wurden uns Kekse und Tee gebracht. In dieser Zeit konnten wir alleine über das sprechen, was wir gesehen haben.
Message an alle Jungs der 7. Klassen fürs nächste Jahr: Der Boys'Day ist mehr als ein schulfreier Tag!