Grundschullehrer: Freude an der Arbeit (fast) jeden Tag
Lukas
Wie ist dein beruflicher Werdegang?
Nach dem Zivildienst 2008/2009 in einem Regensburger Krankenhaus habe ich 2009 in Bamberg mein Studium für das Lehramt an Grundschulen begonnen und 2014 mit dem 1. Staatsexamen beendet. Es folgten zwei Jahre Referendariat in der Bamberger Innenstadt. Danach kam ich an die Pestalozzigrundschule in Coburg, wo ich bis heute bin und aktuell eine 4. Klasse leite. Dazu gebe ich Fachunterricht, hauptsächlich im Bereich Sport.
Was gefällt dir besonders an deinem Beruf, was gefällt dir nicht?
Besonders gefällt mir die Arbeit mit Kindern. Für mich war schon immer klar, dass ich mit jungen Menschen arbeiten möchte. Nachdem ich zu Abiturzeiten auf Jugendfreizeiten als Betreuer mitgewirkt hatte, konnte ich für mich feststellen, dass ich am liebsten mit kleineren Kindern im Alter von 6 bis 10 Jahren zu tun habe.
Man erfährt hier eine große Grundmotivation, wenn man Inhalte ansprechend präsentiert oder wenn die Kinder selbst merken, dass sie etwas verstanden haben. Deshalb werde ich fast täglich durch die Reaktion der Kinder für meine Arbeit belohnt. Diese Arbeitsfreude kommt einem in nur wenigen anderen Berufen entgegen. Natürlich gibt es auch stressige Tage, denn Kinder haben genau wie wir Erwachsene gute und schlechte Tage.
Ebenso zeigt der Beruf weniger schöne Seiten des auf: Die Lehrer werden zunehmend mehr gefordert durch sehr große Klassen, wenig Unterstützung bei individueller Förderung und verwaltungstechnischen Aufwand. Oftmals kommt dabei unsere Kernkompetenz, das Unterrichten, zu kurz. Auch die Ausstattung mancher Schulen lässt zu wünschen übrig. Einige Kommunen können viele Gelder bereitstellen, andere weniger. Dies hat zur Folge, dass es top ausgestattete Schulen mit allem, was das Didaktikerherz begehrt, gibt, und auf der anderen Seite welche, die marode Sportgeräte haben und wo sich ein ganzes Kollegium eine einzige Dokumentenkamera teilen muss.
Ist deine Entscheidung, Grundschullehrer zu werden, bei Familie und Freunden gut angekommen?
Alle meinten, dass das Berufsfeld sehr gut zu mir passt. Auch mein Vater und mein älterer Bruder sind Grundschullehrer, dies hatte aber keinen Einfluss auf meine Entscheidung. Wir haben schlichtweg die gleichen Neigungen.
Was sollte man besonders gut können, um in deinem Job zu arbeiten?
In diesem Beruf muss man schnell und flexibel Stimmungen deuten und darauf reagieren können. Der Lehrer kann nicht mit jedem Kind auf die gleiche Art und Weise sprechen, sondern muss stetig neue Zugänge finden. Das Wichtigste ist dabei immer, das Kind als vollwertigen Menschen ernst zu nehmen, selbst wenn man meint, man habe das Problem schon hundert Mal gehört und behandelt.
Für mich steht immer das Kind im Mittelpunkt, verbunden mit der Frage, wie ich ihm am besten helfen kann, ein eigenständiger, reflektierter Mensch zu werden. Das sind hohe Ansprüche an sich selbst, die man nicht immer erfüllen kann und dennoch lohnt es sich den Blick dafür zu schärfen.
Auch sollte man sehr kreativ sein. Es gilt, Kinder für Lerninhalte zu motivieren. Das bedeutet nicht, dass man jeden Tag ein Feuerwerk abbrennen muss, aber verblüffende, spannende und auch witzige Einstiege in ein neues Thema erleichtern die Arbeit immens.
Letztendlich ist auch eine hohe Frustrationstoleranz und Humor vonnöten. Zweiteres hilft, ersteres zu fördern. Es klappt nicht immer wie man es sich vorstellt. So etwas darf einen nicht aus der Bahn werfen.
Bist du der einzige Mann in deiner Schule? Wenn ja, wie findest du das?
Außer dem Hausmeister bin ich der einzige Mann. Ich komme damit gut zurecht, mit meinen Kolleginnen habe ich ein hervorragendes Verhältnis und wir arbeiten sehr gut zusammen. Da ist es ziemlich egal, ob man Mann oder Frau ist. Letztes Jahr hatte ich einen männlichen Kollegen. Dass er an eine andere Schule kam, fand ich sehr schade, denn mit ihm konnte ich auch privat eine große Freundschaft entwickeln. Das ist aber ehrlich gesagt, ein seltener Fall. Nicht jeder männliche Kollege wird automatisch zum besten Freund.
Was glaubst du, warum gibt es so wenige männliche Grundschullehrer?
Erstens denke, viele scheuen die Arbeit mit kleinen Kindern und das damit verbundene ewig oft wiederholende gleicher Arbeitsanweisungen. Die meisten Männer verlangen wohl mehr Eigenständigkeit als es Kinder geben können, doch sie vergessen dabei, dass man genau das in der Grundschule vermitteln kann und muss.
Zweitens meint man, der Verdienst sei nicht besonders hoch. Natürlich wird man nicht reich in dem Job, doch man kann auch als Berufseinsteiger sehr gut eine Familie ernähren, was heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich ist.
Drittens vermissen wohl einige Männer die Aufstiegschancen. Dem ist aber nicht so: Die zuständigen Schulräte und Schulrätinnen waren allesamt vorher selbst mal Lehrer und Schulleiter. Ihr Arbeitsprofil hat sich stark verändert, sie unterrichten nicht mehr selbst, sondern bewerten Unterricht und haben organisatorische und verwaltungstechnische Aufgaben. Außerdem – um auf Punkt 2 zurückzukommen – steigt man mit solchen Aufgaben auch im Gehaltsgefüge deutlich auf.
Was müsste sich ändern, damit es mehr werden?
Die Anerkennung für die sozialen Berufe mit kleinen Kindern muss deutlich gesteigert werden. Es gibt viele männliche Lehrer der Sekundarstufe, man gilt dort als ein Experte auf seinem Gebiet.
In der Grundschule denken viele, geht es um ein bisschen Basteln und Singen. Die Unterrichtsinhalte in Mathematik und Deutsch können die meisten Erwachsenen, dafür muss man nicht studieren. Das stimmt auch so, dennoch haben wir ein anderes Anforderungsprofil. Bei uns geht es vornehmlich um die Vermittlung von Inhalten (in der Sekundarstufe selbstverständlich auch) und den menschlichen Umgang mit Kindern. Wir müssen Grundlagen schulen, damit die Kinder in den darauffolgenden Schulen darauf aufbauen können und sich dann spezialisieren.
Diesen Auftrag, der übrigens auch für die Kindergärten gilt, sieht ein Großteil der Bevölkerung nicht. Deshalb ist es essentiell für Kindergärten wie Grundschulen, dass das Ansehen der Erzieher und Lehrer steigt. Dann würden wohl auch mehr Männer sich bereit fühlen, bei uns zu arbeiten.
Wie stellst du dir dein Leben in 20 Jahren vor?
Ich möchte möglichst lange vor der Klasse stehen, denn ich habe den Beruf gewählt um mit Kindern zu arbeiten. Einen Büroalltag kann ich mir nur schwer vorstellen. Eventuell später mal als Konrektor arbeiten, da hat man einen Teil der Schulleitung inne, ist aber noch vornehmlich Lehrer. Bis dahin darf aber noch einige Zeit ins Land gehen.
Könntest du dir vorstellen, weniger zu arbeiten als deine Partnerin, wenn du/ihr später eine Familie gründet?
Das kann ich mir selbstverständlich sehr gut vorstellen. Eigene Kinder sind immer die Aufgabe beider Eltern, niemand hat da mehr Verantwortung als der andere zu tragen.
Hier ist noch Platz für alles was du sonst noch sagen möchtest...
Danke, dass ich über den Boys'Day meinen Beruf einigen Jungs nahebringen durfte.
24.05.2018