Altenpfleger und wissenschaftl. Angestellter
Phillip
Phillip hat nach dem Zivildienst und einer Ausbildung als Altenpfleger den akademischen Weg eingeschlagen und arbeitet nun als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften.
Wie ist dein beruflicher Werdegang?
Nach meinem Abitur habe ich in einem Altenheim in Hamm meinen Zivildienst absolviert. Darauf folgte eine dreijährige Ausbildung zum staatlich geprüften Altenpflegen in der gleichen Einrichtung.
Nach dem Abschluss der Ausbildung habe ich mich im Wintersemester 11/12 für den Bachelorstudiengang „Health Communication“ an der Universität Bielefeld eingeschrieben.
Während dieser Zeit habe ich als studentische Hilfskraft in meiner Fakultät gearbeitet sowie ein Praxissemester im Gesundheitsministerium in Berlin gemacht. Nach meinem Bachelorabschluss 2014 folgte mein Master („Public Health“), den ich 2016 abschloss. Seitdem arbeite ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld und promoviere gerade zu dem Thema „Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen am Beispiel der Pflegeberufe“.
Was gefällt dir besonders an dem Bereich in dem du arbeitest, was gefällt dir nicht?
Ich mag den Kontakt zu Studierenden und mag es zu aktuellen, gesundheitspolitischen Fragestellungen wissenschaftlich forschen zu können.
Wie haben deine Eltern und deine Freunde auf deine Berufswahl reagiert?
Elterlicherseits gab es immer Respekt zu meinen Berufswünschen. Meine Freunde reagierten eher negativ auf mein Vorhaben Altenpfleger werden zu wollen. Die meisten hielten es für einen typischen Frauenberuf, in dem keine Karriere zu machen sei. Auch mein jetziges Arbeitsfeld ist im wesentlichen von Frauen dominiert, da die Gesundheitswissenschaft als Studium eher von Frauen ergriffen wird. Im Vergleich zur Berufsausbildung ist mit dem Studium jedoch mehr Verständnis und Anerkennung verbunden.
Was sollte man besonders gut können, um in deinem Job zu arbeiten?
In der Altenpflege braucht man ein hohes Maß an Empathie, Verantwortungsbewusstsein, Stressresistenz und physischer Belastbarkeit. Auch im wissenschaftlichen Betrieb ist Stressresistenz ein wesentlicher Faktor, allerdings sind hier vor allem Neugier auf den eigenen Themenbereich und besondere didaktische Fähigkeiten von Vorteil. Beide Arbeitsfelder haben gemein: Dass man eine positive Grundhaltung im Umgang mit unterschiedlichen Menschen, unterschiedlicher Herkünfte und Lebenslagen aufweisen sollte.
Bist du der einzige Mann in deinem Betrieb/in deiner Einrichtung? Wenn ja, wie findest du das?
Sowohl in meinem Arbeitsfeld in der Altenpflege als auch im Studium und Wissenschaftsbetrieb war ich stets einer von wenigen Männern. Ich halte das Geschlechterverhältnis am Arbeitsplatz aber für unwichtig, da man allen Kolleginnen und Kollegen – unabhängig ihres Geschlechts oder anderer Merkmale – denselben Respekt und dieselbe Wertschätzung entgegenbringen sollte.
Was glaubst du, warum arbeiten wenige Männer in diesem Bereich?
In der Altenpflege ist das eindeutig: Sorgende Tätigkeiten sind traditionelle „Frauenberufe“ und das dort erzielbare Einkommen reicht oft nicht aus, um dem „männlichen Ernährermodell“ gerecht zu werden. In Studium und Wissenschaft ist es eine Besonderheit der Gesundheitswissenschaften, dass sie in der Mehrzahl für Frauen attraktiv sind.
Was müsste sich ändern, damit es mehr werden?
In der Altenpflege müssten die Gehälter langfristig auf das Niveau gutbezahlter Ingenieursberufe angehoben werden. Erst eine solche Bezahlung wäre der enormen Verantwortung einer Altenpflegerin oder eines Altenpflegers angemessen.
Wie stellst du dir dein Leben in 20 Jahren vor? Möchtest du eine Familie, Karriere machen, ins Ausland gehen...
Mit 50 Jahren möchte ich mit meiner heutigen Verlobten und zwei Katzen gesund und finanziell abgesichert leben. Am liebsten würde ich mein Geld in der Wissenschaft oder in wissenschaftsnahen Feldern verdienen.
Könntest du dir vorstellen, weniger zu arbeiten als deine Partnerin, wenn du/ihr später eine Familie gründet?
Es spricht grundsätzlich nichts dagegen.
Hier ist noch Platz für alles was du sonst noch sagen möchtest...
Man sollte sich bei der Berufswahl nicht von Klischees leiten lassen, sondern versuchen nach eigener Vorstellung sein Berufsleben zu gestalten.
21.11.2017